Riesengebirge – urig, bizarr und wild – ein Wanderwochenende der besonderen Art

IMG 0087Langes Wochenende mit Brückentag und Feiertag, was liegt näher, als ein Kurzurlaub. Annelie bot genau unter diesen Rahmenbedingungen ein Wanderwochenende im Riesengebirge an. Vom 28.10.2017 bis 31.10.2017 scharten sich 15 Wanderlustige aus Dresden und Gera um sie. Ein straffes, wohldurchdachtes Programm wurde uns mit entsprechenden Hinweisen bezüglich Ausrüstung und Preisen im Vorfeld zugeschickt. Neugierig buchten im Vorfeld einige Teilnehmer das Bierbad in Harrachov. Was das wohl werden würde? Das Geheimnis sollte sich später lüften.
Einige Tage zuvor: Die Wetteraussichten wurden immer schlechter. Regen, Sturm ja sogar Schneefall wurden angekündigt. Jeder packte wohl noch diverse Sachen mehr mit ein, die vielleicht für einen Winterurlaub passender gewesen sein könnten. Nichts destotrotz starteten wir aus verschiedenen Richtungen am Sonnabend Richtung Harrachov. Einige Bergfreunde aus Gera hingen im kilometerlangen Stau der A4 kurz vor Dresden fest und konnten leider nicht an unserem ersten Highlight teilnehmen. Wir trafen uns vor der Schauglaserei, um dort an einer Führung teilzunehmen, anschließend Mittag zu essen und das kleine Museum zu besuchen, welches auch sehr alte Glasexponate ausstellte.

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Im Kassenbereich lasen wir wieder: Bierbad. Mysteriöse Versprechungen wie kreislaufanregend, regenerierend, Cellulite abbauend, Falten dezimierend, ließen die Vorfreude weiter steigen. Bluthochdruck und Herzschrittmacher wurden schnell ausgeschlossen, denn diese Bergfreunde hätten nicht ins Bad steigen dürfen. Na so schlimm kann es wohl nicht sein, abwarten.
Mittlerweile hielt der Wetterbericht sein Versprechen, immer wieder regnete es mehr oder weniger stark. Aber auf Annelies Plan stand ab 15.00 Uhr Wanderung rund um Harrachov. Gegen 14.00 Uhr bezogen wir unser Quartier und wir uns selber wetterfest an. So ausgerüstet wanderten wir zum Mummelfall und auf wunderschönen Wegen an den Schanzen vorbei wieder zurück zur Pension.
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In dieser konnten wir auch zu Abend essen. Die Speisekarte versprach viele Köstlichkeiten und wir wurden nicht enttäuscht. Kurz gesagt, Essen hervorragend.
Nachts riss der Sturm an den Fenstern, der Regen peitschte auf das Blechdach unser Dachfenster öffnete sich gegen Morgen plötzlich wie von Geisterhand. Schnelle Reaktion war gefragt, denn es regnete sehr stark. Durch all diese Geräusche hindurch, hörten wir deutlich, es fielen Bäume lautstark um. Später sahen wir dann viele derer, die dem Sturm nicht mehr standhalten konnten.
Wir wanderten los, es stürmte und regnete, nicht lange, dann ging der Regen in Schneetreiben über. Es wurde, bedingt durch das Wetter, anstrengender. Wir wanderten das Tal der Mummlova bergan und später in Richtung Wossecker Baude.
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Dort war es warm und wir versuchten wenigstens Handschuh und andere kleinere Sachen zu trocknen. Nach dem Mittagessen wanderten wir, den Wind im Rücken, Richtung Elbquelle. Ca. 800 m vor der Elbquelle mussten wir unsere Wanderrichtung ändern, jetzt ging es mäßig bergan, den Wind von seitlich vorn, hohe Windgeschwindigkeit und Eispealing. Die Sicht wurde von Schritt zu Schritt weniger und ich glaube, wir hätten die Elbquelle auch unter dem Schnee nicht mehr gesehen. Also drehten einige sich kurz vor dem Ziel wieder aus dem Wind und liefen zur Kreuzung zurück.
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Ich gebe zu, ich drehte um, da es einfach vernünftiger war. Die Elbquelle wird uns nicht weglaufen und Sonnenschein gibt es bestimmt auch mal im Riesengebirge.
Aus dem eisigen Wind heraus erlebten wir einen märchenhaften Abstieg durch pulvrigen Neuschnee, bevor uns kurz vor dem Ort wieder der Regen berieselte.
Nach einem heißen Bad oder heißen Dusche bzw. nach Nutzung der hauseigenen Sauna und des Wirlpools trafen wir uns zum gemeinsamen Abendessen.
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Montag gab es eher Frühstück. Wir fuhren mit dem Bus zum Bahnhof Harrachov, dem Start unserer Wanderung zum Bukovec. Der Bus kam, wir stiegen ein und grübelten. Er fuhr am Bahnhof vorbei. Wir staunten nicht schlecht, als Annelie nachdem sie mit dem Busfahrer gesprochen, ja ihn förmlich bezirzt hatte, verkündete, wir steigen jetzt aus. In einem Dorf hielt der Busfahrer unweit von vielen Wanderzeichen und meinte, hier beginnt unser Wanderweg und das ist viel besser als an dem ursprünglichen Ausgangspunkt. Wir hatten viel Spaß, bedankten uns ganz herzlich und wanderten bei deutlich besserem Wetter los.
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Auch hier fanden wir noch Abschnitte, die mit Schnee bedeckt waren. Auf dem Gipfel des Bukovec pfiff uns noch einmal der Wind um die Nase. Bei einem kleinen Abstecher nach Polen, fanden wir eine gemütliche Einkehrmöglichkeit in Schronisko "Orle".
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In der Pension angekommen, freuten sich wieder einige auf die Sauna, die anderen, erinnert euch, auf das Bierbad. 7 Wanderfreunde wanderten nun Richtung Glasmuseum, dem Eingang des Bierbades.
Nach dem Verlassen der Umkleideräume betraten wir eine ansprechende Wellnesseinrichtung. Die Badewannen waren mit Wasser gefüllt und wurden zusätzlich mit 5 Liter hellem und 5 Liter dunklem Bier angereichert (Doppelwannen bekamen auch doppelte Menge Bier eingelassen). Eine Hand voll Hopfen wurde eingestreut und jetzt durften wir genießen. 30 Minuten baden und, ja wie sollte es anders sein, ein Bierchen genießen, wahlweise hell oder dunkel und diesmal durch die Kehle und nicht nur durch die Haut. Das Bad heizte ein, der Puls ging nach oben, die 30 Minuten wurden ganz schön lang. Danach durften und mussten wir nachmals 30 Minuten ruhen. Man merkte auch gleich warum, der Puls war nach wie vor sehr hoch. Wir waren nur baden und nicht bergsteigen! Und das zweite Bier schmeckte noch besser, man hatte ja nicht wirklich die Wahl, gehörte zum Paket.
Nach unserer Ruhe kehrten wir frisch gebadet und verjüngt zu unserer Gruppe zurück. Wir wurden wiedererkannt und genossen den letzten Abend.
Am Morgen des 31. checkten wir aus, verstauten unser Gepäck, verabschiedeten 2 Bergfreunde aus Gera, die teilweise nur noch mit Schlappen angesichts der offenen Blasen unterwegs waren, und warteten erneut auf den Bus, welcher uns in Richtung Fitnesscenter am Ortsausgang bringen sollte. Unser freundlicher Busfahrer rollte vor und meinte, die Buslinie fährt heute nicht dorthin. Wahrscheinlich verkürzte er seine Kaffeepause und bracht uns weit ins Tal hinein, zum Fitnesscenter. Ab da wanderten wir zum Studenov und zurück nach Harrachov.
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Ein gemeinsames Mittagessen beendete dieses wunderschöne lange Wanderwochenende.

Annelie, ich danke dir, im Namen aller Teilnehmer, recht herzlich und weiß gewiss, du bist wieder mal dran.

In diesem Sinne Berg heil.
Petra Gläser

Weitere Bilder der Tour sind in der Fotogalerie
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