In den letzten Monaten haben wir intensiv mit dem Umweltministerium (SMEKUL) und der Nationalparkverwaltung (NPV) zu einer Neuregelung des Boofens im Nationalpark Sächsische Schweiz diskutiert. Im Zwischenergebnis ist das angekündigte Boof-Ticket vorerst abgewendet und auch die sieben zugelassenen Boofen im Kleinen Zschand bleiben erhalten. Als Übergangslösung soll es bis Sommer 2025 eine zeitweilige Sperrung aller Boofen im Nationalpark von Anfang Februar bis Mitte Juni geben. In dieser Zeit werden wir gemeinsam mit SMEKUL und NPV an einer aus Naturschutz- und Bergsteigersicht besseren Lösung arbeiten. Dem Hauptproblem, der Nutzung illegaler Boofen, wird mit den jährlichen Sperrungen begrenzt begegnet. Die Sperrungen bieten aber die Möglichkeit, die von der NPV zugesagten, verbesserten Kontrollen zu bewerten.
Das von SMEKUL und NPV geplante Boof-Ticket hätte vielleicht zu einer Beruhigung in den zugelassenen Boofen des Nationalparks beigetragen. Die Zeit- und Ortsbindung wäre jedoch ein zu großer Einschnitt für alle, die zum Klettern boofen. Zudem hätte die notwendige Änderung der Nationalparkverordnung das Boof-Ticket auf Dauer verankert. Deshalb haben die Bergsportverbände das Boof-Ticket abgelehnt.
Von Außen betrachtet werden nicht nur die Auswüchse des Boofens, sondern auch das Boofen selbst kritisch gesehen. Mit dem steigendem Nutzungsdruck wird die Forderung weiterer Reduktion in Zukunft immer lauter werden. Verschließen wir uns dieser Entwicklung, werden letztendlich Regelungen etabliert, die, wie das Boof-Ticket, dauerhaft zu Lasten der Bergsportler gehen. Gleichzeitig sind viele von uns genervt und gehen gar nicht mehr boofen. Es liegt deshalb an uns, die Initiative zu ergreifen und Neuregelungen in unserem Sinne zu gestalten.
Deshalb haben wir als AG Boofen einen Prozess angestoßen, um in den nächsten drei Jahren zusammen mit NPV und SMEKUL eine langfristige und tragfähige Lösung zu erarbeiten. Strengere Kontrollen allein reichen in dieser Zeit jedoch nicht mehr aus. Es muss auch ein deutliches Signal zur Eindämmung des illegalen Boofens gesendet werden. Deshalb unterstützen wir die vom SMEKUL vorgeschlagene, befristete Sperrung aller 58 zugelassenen Nationalpark-Boofen vom 1.2. bis 15.6. bis Sommer 2025. Dann endet diese Sperrung automatisch. Den Änderungsentwurf könnt ihr hier runterladen.
Diese klare und eindeutige Botschaft zielt vor allem auf jene Boofklientel, die sich der Fehlentwicklungen der letzten Jahre; der Entkopplung vom Klettersport, der steten Übernutzung sowie der Zunahme der schädlichen Auswüchse gar nicht bewusst ist. Es ist natürlich ungerecht, dass diese Einschränkung auch alle trifft, die sich stets an die Regeln gehalten haben. Aber wir senden damit ein Zeichen unseres Verantwortungsbewusstseins als Bergsteiger. Spätestens seit der Festschreibung der Sächsischen Kletterregeln gab es immer wieder Beispiele, in denen Verzicht dazu beitrug, den Kern des Sächsischen Bergsteigens und die besondere Kletterkultur zu erhalten. In der Folge können wir noch heute die Ruhe abgeschiedener Gipfel genießen und Zugangspfade nutzen, die sonst schon längst Geschichte wären. Auch werden die Horstschutzzonen an unseren Gipfeln örtlich und zeitlich sehr eng gehalten. Mit Blick auf andere deutsche Klettergebiete ist das keine Selbstverständlichkeit. Beim Boofen sieht die Sache leider anders aus. Denn da braucht man sich nicht mit der Natur oder dem Sächsischen Klettern auseinander zu setzen.
Die jahreszeitliche Sperrung der Boofen orientiert sich am Horstschutz der streng geschützten Felsbrüter Schwarzstorch, Uhu und Wanderfalke. Sie soll nächtliche Ruhe während der Brutphase und Aufzucht der Jungtiere gewährleisten. Auch wenn wir an Gipfeln differenziertere und flexiblere Horstschutzregelungen gewohnt sind, sollte der Zeitraum für uns tragbar sein. Letztendlich haben wir ein gemeinsames Ziel: unkompliziertes und naturverträgliches Boofen als Teil unserer Klettertradition dauerhaft erhalten. Auf dem Weg dahin werden wir uns aber ein Stück zurücknehmen müssen.
Die Ausgestaltung einer langfristigen Lösung soll Mitte 2022 mit allen Beteiligten in einer Projektgruppe beginnen. Wir halten euch dazu weiter auf dem Laufenden.
Lutz Zybell, DAV-Landesverband Sachsen,
Rainer Petzold, Leiter AG Natur- und Umweltschutz des SBB,
Johannes Höntsch, Sprecher AG Boofen
Liebe Bergfreunde,
wer kennt ihn nicht: den Plauenschen Grund in Dresden? Und wer kennt die unschöne, wilde Müllkippe dort oberhalb der ehemaligen Behindertenkletterwand am Collmberg? Die drei Dresdner Alpenvereinssektionen haben sich zum Ziel gesetzt, diese Müllkippe zu beräumen und wir benötigen dafür Eure Unterstützung.
Treff ist am 19.03.22 (Samstag) um 9:30 Uhr an der zurückgebauten Behindertenkletterwand direkt an der Birkigter Straße: https://de.mapy.cz/s/fajakacehe
Wir werden eine Menschenkette den Berg hinauf zur Müllkippe bilden, um den Müll nach unten bis zu einem Container auf der Straße durchzureichen. Ein Seil von Baum zu Baum zeigt Euch den Weg.
Reiht Euch ein in unsere Seilschaft! Wenn 60 bis 70 Leute mitmachen dann sind wir sicherlich bis Mittag fertig.
Festes Schuhwerk und Arbeitshandschuhe, sofern vorhanden, bitte mitbringen. Die Stadt Dresden mit dem Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft der Stadt Dresden (ASA) unterstützt unsere Aktion! Das ASA kümmert sich um den Container, die ordnungsgemäße Entsorgung und stellt auch noch ein paar Arbeitshandschuhe. Auch eine kleine Erfrischung werden wir bereithalten.
Tragt Euch bitte in die folgende Doodle-Liste ein, wenn Ihr bei der Aktion teilnehmen möchtet. Das erleichtert uns die Planung. Gleichzeitig bitten wir Euch mit dem Eintrag auch um eine Fotoerlaubnis:
https://doodle.com/poll/2qpdwzsb65q22b28?utm_source=poll&utm_medium=link
Bitte kommt möglichst zu Fuß oder per Rad, da es vor Ort an Parkplätzen mangelt. In Richtung Freital Birkigt gibt es eine Parkmöglichkeit, gegenüber der Birkigter Straße 14 (Karosseriebau Miersch) für ca. 10 Autos.
Gleichzeitig wollen wir den Tag nutzen, um Öffentlichkeitsarbeit für die geplante Wiederherstellung der Behindertenkletterwand zu machen. Gegenwärtig ist das Klettern an gesamten Felswand aus naturschutzrechtlichen Gründen verboten und alle Sicherungshaken wurden entfernt. Wir hoffen aber, dass wir mit dem bei der Stadt Dresden eingereichten Antrag eine Lösung finden, um an der Wand mit einem ganzheitlichen Konzept in Kürze wieder naturverträglich klettern zu können.
Unser ganzheitliches Kletterkonzept für die Felswand unterm Collmberg
Ab etwa 12:00 Uhr wollen wir interessierten Bürgern, Anwohnern, Politikern und Euch die Ideen unseres ganzheitlichen Kletterkonzepts gern vorstellen.
Wir freuen uns über rege Teilnahme!
ASD / Sektion DD / SBB
Als Wiege des Freikletterns ist das Sächsische Bergsteigen eine besondere Kulturform, die es zu bewahren gilt. Die Dresdner Alpenvereinssektionen planen daher eine Bewerbung zur Aufnahme des Sächsischen Bergsteigens in die Liste des Immateriellen Kulturerbes in Deutschland bei der nationalen UNESCO-Kommission einzureichen. Deshalb hat der Sächsische Bergsteigerbund eine Internetseite eingerichtet, auf der viele Informationen zur Bewerbung zusammengetragen wurden. Auch sind alle Bergfreunde
aufgerufen, sich einzubringen und z.B. an der extra geschalteten Umfrage zu beteiligen. Zu den Informationen und zur Umfrage geht es hier:
https://bergsteigerbund.de/kulturerbe/
Am 30. November soll die Bewerbung eingereicht werden.
Stephanie Caspar
Das Boofen im Nationalpark Sächsische Schweiz entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem Massenphänomen. Immer mehr Menschen suchen das Naturerlebnis und übernachten im Freien. Leider stellen wir fest, dass auch das Bewusstsein für die Natur bei einigen Gästen des Nationalparks gesunken ist: Feuer, Müll und Lärm sind die Folge.
Ende April 2021 war die AG Boofen, ein Zusammenschluss der drei Dresdner DAV-Sektionen, zu Boofensperrungen mit dem Umweltministerium (SMEKUL) und der Nationalparkverwaltung (NPV) im Gespräch. Wir berichteten darüber u.a. im Mitteilungsblatt des Sächsischen Bergsteigerbundes, über die Website der Akademischen Sektion Dresden und ausführlicher im SSI-Heft 2021. Seit Mitte November 2021 liegt uns von SMEKUL und NPV folgendes Maßnahmenbündel vor:
Nach einem ersten Gespräch im Dezember 2021 erarbeiteten wir dazu eine vorläufige Stellungnahme, welche am 02. Februar 2022 an SMEKUL und NPV übergeben wurde. Ihren Inhalt stellen wir euch im Folgenden kurz vor: Positiv – und aus unserer Sicht am dringendsten umzusetzen – ist der Vorschlag zur Verstärkung der Nationalparkwacht. Damit könnte schon jetzt die Anzahl der Übernachtungen von über 30.000 auf etwa die Hälfte reduziert werden, da diese derzeit außerhalb der 58 genehmigten Boofen stattfinden. Schon diese Reduktion würde erhebliche Verbesserungen in den besonders sensiblen Bereichen des Nationalparks erreichen. Ebenso sinnvoll sehen wir eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit, um die allgemeinen Verhaltensregeln im Wald beim Klettern, Wandern und Boofen zu vermitteln. Dazu gehört, neben dem Verbot von Feuern, der Vermeidung von Lärm und der Mitnahme von Müll auch die Beachtung des besonderen Ruhebedürfnisses der Natur bereits ab der Dämmerung. Beide Punkte, Verstärkung der Wacht und eine allgemeine Öffentlichkeitsarbeit sollten aus unserer Sicht so schnell wie möglich umgesetzt werden. Die geplante vollständige Sperrung einiger zugelassener Boofen lehnen wir ab und empfehlen die Nutzung bestehender Verfahren analog zur temporären Sperrung von Gipfeln. Von der Schaffung neuer Freiübernachtungsplätze außerhalb des Nationalparks erwarten wir keine Entlastung der Boofen. Diese Maßnahme sollte daher unabhängig von der Problematik des Boofens betrachtet werden.
SMEKUL und NPV beabsichtigen zusätzlich personen-, zeit- und ortsgebundene Tickets für das Boofen im Nationalpark einzuführen. Die konkreten Ziele, die damit verfolgt werden sollen, werden nach wie vor nicht genannt. Praxisrelevante Informationen zum Ticketsystem erhielten wir zum Teil erst in diesem Jahr. Wir wurden am 2. Februar 2022 informiert, dass das Kontingent für alle 58 Boofen zusammen vorerst auf 80 Plätze pro Nacht begrenzt werden soll. Das entspricht durchschnittlich weniger als zwei Personen pro zugelassener Boofe und Nacht. Weiter erwarten wir, dass durch das „hotelbuchungsartige“ System weitere Touristen angezogen und in ihrer Anspruchshaltung, zu boofen, bestärkt werden. Neben technischen Herausforderungen und der Problematik einer Definition von Kapazitäten befürchten wir eine die Zunahme von Ausweicheffekten in nicht genehmigte Übernachtungsstellen, beispielsweise auf Riffe mit sensibler Vegetation. Als Bergsportler sehen wir im Ticketsystem keine zufriedenstellende Lösung, sondern empfinden darin große Einschnitte in das Boofen als Teil der gelebten Tradition des Sächsischen Kletterns. Diese Einschnitte stehen aus unserer Sicht zudem einer geringen Reduktion von Störungen gegenüber.
Das SMEKUL schlägt zudem vor, dass jeder einzelne Boofer mit der Ticketbuchung bestätigen muss, dass er zum Klettern unterwegs ist. Wir denken, dass diese Selbstauskunft einerseits Naturliebhaber der Region ausschließt und andererseits nicht prüfbar ist. Alle Probleme des ticketgebundenen Boofens werden dann zwangsläufig auf Kletterer zurückfallen, weil auch „Partyboofer“ einfach nur das ankreuzen, was notwendig ist.
In Teilen stimmen wir dem vorgestellten Maßnahmenbündel zu. Allerdings sehen wir insbesondere im Ticketsystem in der vorgelegten Form ein unvollständig durchdachtes Konzept, welches mit der Umsetzung mehr Probleme schafft als es löst. Die übereilte Einführung dieser Maßnahme halten wir für falsch.
Aus Sicht der AG Boofen sollte nach Aufstockung der Nationalparkwacht eine gemeinsame und ergebnisoffene Diskussion mit SMEKUL, NPV und Bergsportverbänden begonnen werden, um ohne vorgefertigte Lösungspakete und ohne Zeitdruck ein solides Konzept zu erarbeiten. Diese Vorgehensweise wird helfen, einen breiten Konsens in den Kreisen der Naturfreunde und Bergsteiger zu erreichen. Unserer Auffassung nach können Reduktionsmaßnahmen nur auf diese Art und Weise langfristig und nachhaltig Erfolg haben.
Johannes Höntsch für die AG Boofen
Die Sperrung des Nationalparks ist aufgehoben, aber es besteht weiterhin hohe Baumsturzgefahr.
Die Karte der unpassierbaren Wege ist weiterhin auf dem WEGESERVICE der Nationalparkverwaltung zu finden.
27.10.2021
Staatsbetrieb Sachsenforst - Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz
Foto: Archiv Nationalparkverwaltung, Hanspeter Mayr
Ergänzend zu diesem Thema auch ein Bericht, der die Gefahrensituation während des Sturmes schildert, auf Sächsische.de vom 27.10.2021: |